Mittwoch, 30. Juni 2010

Lückenhaft

Irgendwann ist ja bekanntlich immer das erste Mal. Heute war es für mich die Position Dia, also das Kürzen des Lippenbändchens, damit sich die Lücke zwischen den Frontzähnen schließen kann. Hab ich noch nie gemacht. Bemerkenswerter Weise teilte mir dann noch die eine Helferin mit, dass die Mutter des kleinen Patienten angerufen habe, wer das denn nun machen werde, ob ihr Junge denn auch in guten Händen sei....
Nach Anweisung (und nach Bildern im Buch...) habe ich dann einen V-förmigen Schnitt gemacht und das dann mehr oder weniger Y-förmig wieder zu genäht.
Ich bin jetzt auf in 8 Tagen gespannt, da entferne ich die Nähte und werde ja sehen, ob das "Riesenloch" wieder zugewachsen ist.

Mittwoch, 23. Juni 2010

1.Platz

Das erste Jahr (und etwas mehr) als Assistenzzahnärztin ist geschafft.
Man erlebt fast im Stundentakt Kurioses. Doch bis jetzt, ungeschlagen auf Platz 1, folgende Situation:
Neupatient; kommt zur Kontrolle in die Praxis. Nach der Anamnese und der ersten intraoralen Inspektion bitte ich ihn seine Teleskoparbeit im Unterkiefer herauszunehmen (ich kann mich absolut nicht mehr daran erinnern, was im OK war). Der Patient führt seine Hände zum Mund, packt beherzt die auf zwei Zähnen abgestützte Prothese und legt sie aufs Tray. Ich will mit der Behandlung fortfahren, daraufhin bittet mich der Patient um etwas Geduld, mit beiden Händen immer noch im Mund herumwerkelnd. Ich denke mir nix Böses - keine Ahnung, was soll er da auch machen - und schon legt er mit zwei Zähne samt Primärkronen aufs Tray.
Mein Gehirn konnte diese Information gar nicht so schnell verarbeiten. Doch es stellte sich heraus, dass der Patient die Zahnpflege äußerst Ernst genommen hat, abends nicht nur die Prothese, sondern auch die Pfeilerzähne aus dem Mund nahm. Die Wurzeln waren blankgeputzt. Da kann ich seine Mundhygiene nur loben.
Als ich ihn jedoch darauf hinweise, dass nur die Prothese herausnehmbar gestaltet ist und der Grundgedanke darin liegt, dass die Zähne im Kiefer verbleiben, ist er überrascht und meint, dass war schon immer so.
Eine Neuversorgung mit einer Unterkiefer-Totalprothese lehnt er ab - hält doch gut - steckt die zwei Eckzähne wieder in die Alveolen, passt die Prothese ein und verlässt die Praxis.

Ich freue ich schon auf die kommenden 40 Jahre. Das wird ein Spaß!

Sonntag, 20. Juni 2010

Hätte so viel einfacher sein können...

Tagtäglich steht man vor der Entscheidung: erhaltungswürdig oder eben nicht.
Noch lautet mein Motto: "Alles retten was geht. Einen Versuch ist es wert!"
Doch ein Patient hat mich besonders an diesem Leitfaden zweifeln lassen:
Junger Kerl, Anfang 20, sowohl intra- als auch extraoral nicht gerade gepflegt (EXTREM positiv ausgedrückt), unzählige kariöse Läsionen, in jedem Quadranten muss mindestens ein Molar extrahiert werden.
Doch mein primäres Anliegen liegt darin, die Front zu "retten".
4 Sitzungen und 3 Monate später ist Zahn 11 mit einer Wurzelfüllung und einem Stift samt Aufbau versorgt.
In einer 5. Sitzung kann ich die anderen Frontzähne im OK komplett sanieren - ich bin glücklich.
3 Wochen später steht der Patient auf meiner Wartezimmerliste. Mit dem Vermerk "akut".
Da die Termine für die Sanierung der Seitenzähne nicht eingehalten wurden, bin ich mir eigentlich schon sicher, was da "akut" ist. Doch nein, er hat es tatsächlich geschafft, mich sprachlos zu machen.
Zitat meines Patienten: "Ich hatte heute eine kleine Auseinandersetzung mit der Polizei. Ich wollte nicht mit aufs Revier kommen, da habe ich in den Türgriff des Polizeiautos gebissen. Dabei ist mein Zahn abgebrochen."
Ja, Zahn 11!
Gut, der Zahn bzw. der Wurzelrest musste extrahiert werden und der Patient trägt nun ne hübsche Interimsprothese.
Doch ich hab´s versucht....

Dienstag, 15. Juni 2010

Apfelsaft & Co

Heute saßen sechs Kinder einer Familie bei mir zur 01 (Kontrolle). Bei allen fand ich katastrophale Zustände vor. Selbst bei der drei-jährigen bereits Karies in den Milchzähnen, an den Glattflächen! Auf die Frage, was die Kinder denn so trinken würden, bekam ich Apfelsaft, Brause etc. zu hören. Die Kinder würden auch nichts anderes trinken. Und nachputzen ließen sie sich die Zähne auch nicht... Nach dem Essen habe ich gar nicht erst gefragt. Gut, bald werden die auch nix mehr essen können, weil alle Zähne abgegammelt sind. Echt bitter, was einige Eltern ihren Kindern antun!
Und dann kommt noch die Frage, ob das denn erblich sei, alle ihre Kinder hätten ja so schlechte Zähne!

Donnerstag, 3. Juni 2010

Spritzenangst

Wir haben in der Praxis wirklich viele ängstliche Patienten. Sowohl Frauen als auch Männer, wobei die Frauen (gefühlt) überwiegen. Heute hatte ein Patient seinen zweiten Termin, ich wollte die Kanäle des Zahnes aufbereiten, den ich letztes Mal "nur schnell" geöffnet hatte. Dabei anästhesiere ich inzwischen ganz gerne, weil der Patient sonst gerne mal unkontrolliert zuckt. So, da waren wir, ich und der heutige Patient, uns auch einig, und ich zück also die Spritze als er plötzlich meint: boh, mir wird so komisch, richtig schlecht.... Supi, also erst mal Beine hoch, kalter Lappen auf die Stirn und einfach nur liegen. Patient sagt: muss wohl am Wetter liegen, ist ja jetzt auch so warm. Ne, glaub ich nicht, aber gut. Ich habe mich dann dazu entschlossen, nur einen Medikamentenwechsel zu machenm ohne Spritze. Der Mann wiegt nämlich bestimmt annähernd 100 kg und ich könnte den nie im Leben vom Boden aufsammeln. Das ging dann ja auch alles gut.
Allerdings ist das Problem ja jetzt einfach mal verschoben. Ich gehe da jetzt erst mal vor wie bei den Kindern, wenn das nicht sofort klappt: erstmal "Übetermine". Er kommt beim nächsten Mal also nur zum Zahnsteinentfernen:-) Ich hoffe für uns beide, dass der darauffollgende Termin dann besser läuft, ich kann bei ihm ja nun nicht wie bei Kindern vom Schlafsaft für den Zahn reden...